Von der Echtheit der Kunst und dem Sinn des Kunstsammelns

Das Auktionshaus Christie’s hat diese Woche das Gemälde Salvator Mundi für den Rekordpreis von $ 450 Mio. verkauft. Es soll sich dabei um ein Werk Leondardo da Vincis handeln; ganz unumstritten ist dies aber nicht. Aus aktuellem Anlass sei daher auf zwei Artikel der Website www.bloomberg.com verwiesen.

Der erste Artikel mit dem Titel „Why Are Critics Calling the $450 Million Painting Fake?“ geht der immer wieder spannenden Frage nach, wann Kunst als echt betrachtet wird, bzw. betrachtet werden darf. Grundsätzlich geht es um zwei Fragen: Die erste, naheliegende, ist, wer das Kunstwerk erschaffen hat. Im Falle von Salvator Mundi ist offenbar dessen Provenienz bis zur Zeit da Vincis rückverfolgbar. D.h. es ist bekannt, wann das Bild zum ersten Mal erwähnt wird und – mit Unterbrüchen – in wessen Besitz es über die Jahre war. Das ist bei alten Kunstwerken ein sehr wichtiges Indiz für die Echtheit. Ferner scheinen sich die Experten einig zu sein, dass tatsächlich Leonardo da Vinci das Werk erschaffen haben muss. Es gibt auch andere Meinungen, doch scheinen diese nicht sehr überzeugend. Die Frage nach der Autorenschaft kann aber bei alten Gemälden sehr schwierig sein. Oft ist es unklar, ob ein Werk vom Meister, einem Schüler oder einem Nachahmer stammt. Über die „Echtheit“ eines Gemäldes entscheidet somit gerne mal die Mehrheitsmeinung der Experten.

Die zweite, weniger offensichtliche Frage ist, ob das Gemälde trotz Bearbeitungen noch als echt gelten kann. Der Artikel erklärt gut, wie Gemälde über die Jahrzehnte und Jahrhunderte durch Reinigungen und Restaurationen Veränderungen erfahren. Das Risiko besteht nun, dass diese Eingriffe zu weit gehen und ein Bild derart verändern, dass man zum Schluss kommen muss, dass seinen ursprünglichen Charakter verloren hat. Die Frage, wie weit die Restauration eines Werks gehen darf, ist eine delikate.

In finanzieller Hinsicht ist schlussendlich die Meinung des Marktes entscheidend. Die Bieter für Salvator Mundi waren offenbar von der Echtheit des Werks überzeugt, so dass sie bereit waren, Millionen dafür auszugeben. Der Markt hat somit entschieden, dass das Werk echt ist. Der Kauf ist aber nicht ohne Risiken: Sollten sich eines Tages die Zweifel an der Echtheit des Werks mehren, so stünde der Käufer vor einem enormen Verlust. Beim Kauf von Kunst empfiehlt sich daher eine gründliche Prüfung des Werks und dessen Geschichte. Wenn immer möglich, sind Zusicherungen des Verkäufers schriftlich festzuhalten; dies erleichtert das Geltendmachen von Rechten, wenn sich das Original im Nachhinein als etwas anderes erweisen sollte. Einfach sind solche Verfahren aber nie. Für weitere rechtliche Aspekte verweise ich gerne auf den Aufsatz meines Kollegen Herbert Pfortmüller in der NZZ vom 18. April 2015.

Der andere Artikel nennt sich „What to Buy Instead of Art“ und stellt auf erheiternde Art und Weise dar, was man mit den $ 450 Mio. statt dem da Vinci Werk hätte kaufen können.

Über Titus Bosshard

Attorney at law. Partner at Sorg Bosshard Neth.
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